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Bericht in der FNP vom 27.12.2016

Frankfurter Neue Presse – 27.12.2016

 

Zweite Spendenaktion startet

Frankfurter Verein will für Grundschüler in Abidjan einen neuen Speiseraum bauen

Von ANDREAS HAUPT

Schon als Kind beschloss Richard Koffi, seine Grundschule zu unterstützen, wenn er groß ist. Mit seinem Verein „Help – Project for Education“ startet er nun die zweite Spendenaktion für die E.P.P. Biaka-Grundschule in Abidjan, wo er aufgewachsen ist.
Homepage-BildMittagessen in der EPP Biaka-Schule in Abidjan: Eine Schüssel Reis (Bildmitte) steht auf einem Tisch, einen Essraum oder eine Küche gibt es nicht. Deshalb will Help als nächstes eine Cafeteria bauen, die auch als Lehrerzimmer dienen soll.

 

Bergen-Enkheim. 

An seine Grundschule in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste (Westafrika), erinnert sich Richard Koffi (47) noch gut. „Sie war eine der besten öffentlichen Schulen. Auch die Lehrer waren gut“, sagt er. Doch schon damals waren die Toiletten dreckig und es stank. „Es war eklig. Und ich dachte: Wenn ich groß bin, wenn ich einen Job und viel Geld habe, werde ich gerne helfen, um hier bessere Toiletten zu bauen.“

Heute hat Koffi beides, einen Job als Lehrer in Frankfurt an der Internationalen Schule in Sindlingen unterrichtet er Englisch, Französisch und Sozialkunde – und Geld. Doch um alleine zu helfen, reicht es nicht – und so gründeten er und seine Frau, Doly Kadavil (39), mit Freunden den Verein „Help – Projekt for Education“. Ihr erstes Projekt: Hilfe für die E.P.P. Biaka-Grundschule in Abidjan, Richard Koffis frühere Schule.

Aufstand und Bürgerkrieg

„Nach dem Tod des ersten Präsidenten des unabhängigen Staates Elfenbeinküste, Felix Houphet-Boigny, im Jahr 1993 brachen Machtkämpfe aus. Immer wieder kam es zu Aufständen und Bürgerkriegen“, sagt Koffi. Das Land, das in seiner Kindheit einen Lebensstandard wie die Länder in Südeuropa hatte, versank zeitweise im Chaos. „Ich dachte: Den Krieg kann ich nicht stoppen. Aber vielleicht kann ich meiner früheren Schule helfen.“ Seit Koffis Schulzeit hatte sich an der E.P.P. Biaka-Grundschule nichts mehr getan: Die Farbe blätterte von den Wänden, das Dach war undicht, die Toiletten im selben schlimmen Zustand wie in Koffis Kindheit. Mehr als zwei Jahre lang sammelten er und seine Mitstreiter – der Verein hat mehr als 50 Mitglieder – Geld. Allein ein Spendenlauf im Juli 2015 brachte rund 15 000 Euro.

„Die Wünsche des Schulleiters gingen weit, bis hin zu Smart Boards, also interaktiven Tafeln“, sagt Koffi. Er musste die Erwartungen bremsen: Schon die wichtigsten Renovierungsarbeiten, die nun abgeschlossen sind, kosteten 53 000 Euro. Im kommenden Frühjahr will Koffi mit einigen Vereinsmitgliedern nach Abidjan fliegen, um sich das Ergebnis anzuschauen.

Ist alles zur Zufriedenheit des Vereins gelaufen, sollen Spenden für das nächste Projekt gesammelt werden: Den Bau eines Speisesaals samt Küche, der auch als Lehrerzimmer dient. „Denn die Kinder essen im Freien. Auch während der Regenzeit, die von März bis Juni dauert“, weiß Koffi.

Er selbst hatte eine glückliche Kindheit. „Ich bekam Taschengeld, zum Frühstück gab es Croissants. Und wir hatten Fußballzeitschriften, kannten Rummenigge und Breitner.“ Er selbst habe immer versucht, Tore zu schießen wie Gerd Müller. Sechs Jahre besuchte Richard Koffi die E.P.P. Biaka-Schule – so lange dauert die Grundschule in der Elfenbeinküste. Später studierte er Jura, wollte sein Studium in England fortsetzen. „Doch dort entdeckte ich meinen Glauben wieder“, sagt Koffi. Er studierte Theologie und ging als Mönch in ein Karmeliterkloster. Nach einigen Jahren änderten sich seine Prioritäten erneut, erinnert sich Koffi. „Ich hatte das Gefühl, ohne Familie fehle mir etwas, und verließ das Kloster.“ Er wurde Lehrer, lernte seine heutige Ehefrau kennen und zog mit ihr nach Frankfurt.

Söhne sind mit dabei

Als Koffi den Verein Help gründete, begeisterte er schnell seine Mitspieler von der FG Seckbach, Freunde und Arbeitskollegen sowie Mitglieder der katholischen Gemeinde Maria Rosenkranz in Seckbach. „Wir sind viel unterwegs, um für den Verein zu werben. Unsere Söhne sind meist mit dabei“, erzählt Doly Kadavil. Einen Wunsch hat sie, um diese ehrenamtliche Arbeit zu erleichtern: Einen winzigen Vereins-Lieferwagen, um die viele Handzettel, Broschüren und Plakate zu transportieren. „Denn das ist inzwischen ganz schön viel.“

 

Wer sich für die Arbeit von „Help Project for Education“ interessiert, findet den Verein unter www.help4e.de im Internet. Der nächste Spendenlauf findet übrigens am Sonntag, 18. Juni 2017, auf dem Seckbacher Sportplatz statt.